27.10.2016 – 04.11.2016 von Guilin nach Nanning
|Die nächsten sieben Etappen führen uns gute 500 km zu den Karstbergen bei Xingping und Yangshuo, weiter zur Millionenstadt Liuzhou und dann endlich wieder einmal mit viel Sonnenschein nach Nanning.
27.10.2016 / 28.10.2016 Guilin
Der Name Guilin bedeutet Osmanthusblüten-Wald. Solche Wälder breiteten sich einst um die Stadt aus. Auch heute noch säumen Osmanthus-Bäume die Strassen und verbreiten im Spätsommer einen intensiven Duft. Ein weiteres Markenzeichen von Guilin sind die Karstberge, die sich mitten in der Stadt auftürmen und um die sich der Li-Fluss schlängelt. Die Uferpromenaden und zahlreiche Parkanlagen laden zum schlendern und verweilen ein. Man kann gar nicht glauben in einer 5 Millionen Stadt zu sein. Da wir momentan etwas erkältet sind, lassen wir es ruhig angehen. Wir entspannen auf der Dachterrasse und ausser einkaufen und essen gehen machen wir einfach mal fast nichts. Gleich ums Eck haben wir einen netten Wochenmarkt gefunden und auch eine kleine Bäckerei, die französisches Baguette anbietet, ist nicht weit entfernt. Da es hier in China nicht wirklich üblich ist Brot zu essen und wir die letzten Wochen ausser Toastbrot auch keines bekommen haben, schlagen wir sofort zu. Es war sehr lecker. Eine wirkliche Abwechslung.
29.10.2016 Guilin – Xingping
78 km / 1233 hm
Heute starten wir mit kräftigem Rückenwind nach Xingping. Auf teils toll ausgebauten Fahrradwegen geht es immer am Li-Fluss entlang. Manchmal führen diese zwar auch in eine Sackgasse aber meist nur ein paar hundert Meter und wir müssen dann halt wieder umdrehen und doch die Hauptstrasse benutzen. Nach etwa 40 km erreichen wir den Abzweig nach Xingping. Dort sind gerade Bauarbeiten und die komplette Strasse, die wir eigentlich fahren wollten, ist gesperrt. Wir wissen nicht recht was wir machen sollen und bleiben stehen. Nach einiger Zeit bekommen wir mit, dass die Strasse Mittags geöffnet wird und wir durch die Baustelle weiterfahren können. Es ist gerade halb zwölf und so machen wir eine kleine Pause. Kurze Zeit später sehen wir noch einen Fahrradfahrer mit Gepäck irritiert am Abzweig stehen. Er heisst Jack und kommt aus Australien. Wir erfahren, dass er etwa für zwei Monate hier als Töpfer gearbeitet hat und mittlerweile ein bisschen chinesisch spricht. Jetzt fährt er noch für zwei Monate durch die Gegend und anschliessend geht es wahrscheinlich wieder zurück nach Australien. Die nächsten Kilometer bis Xingping fahren wir zusammen. Es geht zuerst steil bergauf und wir zwängen uns an der Baustelle und an den Baustellenfahrzeugen vorbei. Irgendwann kommen wir wieder auf eine gute Teerstrasse. Da der Abzweig nach Xingping gesperrt war und die Baustellenstrasse richtig schlecht für Autos ist, haben wir fast freie Fahrt. Wir geniessen einen tollen Ausblick und schlängeln uns weiter durch die Karstberge zurück in Richtung des Li-Fluss. In Xingping gehen wir noch gemeinsam zum späten Mittagessen und Jack fährt anschliessend noch ein paar Kilometer weiter. Wir suchen uns hier im Ort eine Bleibe.
30.10.2016 Xingping – Yangshuo
33 km / 220 hm
Die 1300 Jahre alte Stadt Xingping liegt direkt am Li-Fluss. Wir haben heute nur eine kurze Etappe vor uns und so wandern wir am Vormittag ein wenig am Ufer entlang und geniessen die Landschaft. Das Panorama hier diente als Vorlage für die Rückseite des 20 Yuan Scheins und ist nicht zuletzt wegen dem Fluss und der Karstberge sehr malerisch. Das ist wohl auch der Grund, warum man hier jede Menge Touristen beobachten kann, die sich auf Bambusbooten mit lautem Motorengeräusch den Li-Fluss rauf und runter fahren lassen. Gegen Mittag rollen wir dann gemütlich Richtung Yangshuo. Yangshuo ist bei weitem touristischer als Xingping und wir schlendern durch die Einkaufsmeile. Hier werden Souveniers, kleine Köstlichkeiten und sonstige Dinge lautstark angeboten. Wir suchen uns ein abgelegenes Cafe und beobachten das treiben der Stadt. Später kümmern wir uns noch um Helmuts Fahrrad. Es sind zwei Speichen kaputt und wir lassen diese bei einem Fahrradladen an der Strasse reparieren. Kurzzeitig dachten wir das Fahrrad wird keinen Meter mehr fahren, denn die Vorgehensweise war sehr rabiat und Helmut blutete das Herz, aber zum Glück passt alles.
31.10.2016 Yangshuo -Luzhai
143 km / 1200 hm
Unser Ziel heisst heute Toupai und ist etwa 85 km entfernt. Anfangs führt die Strasse noch eine Zeitlang durch die Karstberge und ist wenig befahren. Später wird es flacher und nach etwa 42 km, pünktlich zur Mittagspause, sind wir in Lipu. Wir bleiben bei einem Lokal stehen, bei dem der Koch gerade handgemachte Nudeln zurecht zieht. Wir sind neugierig und gehen rein. Leider können wir die Speisekarte auf chinesisch nicht lesen aber es gibt auch ein paar Bilder und wir bestellen. Er fängt sofort an die gewünschten Nudeln zu fertigen (siehe Video). Dann schmeisst er diese portionsgerecht in das heisse Wasser und nur kurze Zeit später sind sie fertig. Anschliessend wandern sie sofort nach hinten in die Küche. Dort werden sie gebraten oder in Öl geschwenkt, mit Gemüse und Fleisch verfeinert und sind super lecker. Gestärkt geht es weiter nach Toupai. Als wir gegen 14 Uhr dort ankommen finden wir auch gleich ein Hotel. Allerdings sind wir von der Stadt nicht sonderlich beeindruckt. Irgendwie gefällt es uns hier nicht. Wir überlegen ein bisschen und ein Hotelangestellter sagt zu uns, dass in 55 km eine grössere Stadt kommt und wir es bis dahin doch noch leicht schaffen können. Wir dürfen aber auch gerne hier bleiben. Es ist 14 Uhr und wir fühlen uns noch fit. Also beschliessen wir weiter zu fahren. In Luzhai, unserem neuen Zielort, dauert die Hotelsuche leider wieder eine Weile, da wir in den ersten Hotels, die wir anfahren, nicht bleiben dürfen. Nach etwa einer Stunde werden wir endlich fündig und wir checken geschafft ein.
01.11.2016 Luzhai – Liuzhou
48 km / 331 hm
Leider sind heute nur Wolken am Himmel und es ist auch relativ frisch. Wir fahren zuerst einige Kilometer auf einer kleinen Nebenstrasse, bevor wir auf die perfekt ausgebaute Hauptstrasse kommen. Gegen Mittag sind wir in Liuzhou. Der Li-Fluss windet sich hier in einem 180°-Bogen durch die Stadt und wird von acht Straßen- und einer Eisenbahnbrücke überspannt. Wir checken in einem Hotel am Fluss ein und gehen in der Stadt spazieren. Leider haben wir unsere Kamera im Zimmer vergessen und können nur von den gigantischen Hochhäusern und den bunten Lichtern, die abends die Brücken und den Li-Fluss beleuchten, erzählen. Es war sehr beeindruckend. Liuzhou ist eine gut in Szene gesetzte Millionenstadt.
02.11.2016 Liuzhou -Laibin
87 km / 468 hm
Die Landschaft ist heute sehr abwechslungsreich. Anfangs säumen riesige Zuckerrohr Felder den Weg, bevor diese durch Landwirtschaft und Reisfelder abgelöst werden. Wir kommen an kleinen Dörfern und etlichen holzverarbeitenden Firmen vorbei. Die idyllische Strecke erinnert uns nochmals kurz an die Fahrt von Hongjiang nach Longsheng und an den Polizisten, der plötzlich auf der Strasse stand und wir nicht weiter fahren durften. Hier kommen uns Gott sei Dank nur Wasserbüffel von der Feldarbeit entgegen und wir können die Landschaft geniessen.
03.11.2016 Laibin – Binyang
92 km / 350 hm
Die Strecke führt uns heute weiter durch eine landwirtschaftlich geprägte Region. Wir treffen erneut auf Wasserbüffel, passieren Reisfelder und überall auf den Strassen oder in den Hofeinfahrten wird Heu und Getreide getrocknet und es duftet angenehm. Bei strahlend blauem Himmel kommen wir auf der relativ flachen Strecke schnell und gut voran. Die Zeit vergeht wie im Flug und wir machen erst kurz vor Binyang noch eine kleine Pause. Binyang ist eine eher kleine Stadt mit Rund 950 000 Einwohnern. Wir suchen uns ein Hotel und schlendern dann noch ein wenig durch die kleinen Strassen.
04.11.2016 Binyang – Nanning
83 km / 781 hm
Unsere Etappe heute führt gleich am Anfang über einen kleinen Pass und dann geht es immer schneller Richtung Nanning. Kurz vor der Stadt wird die Strecke für den Schwerlastverkehr und die Autos Mautpflichtig. Die Mopeds und wir dürfen auf der rechten Seite an der Mautstelle vorbei fahren. Ab jetzt ist die Strasse gut ausgebaut, vierspurig und mit eigenem Fahrradweg. Mehrspurige, überdimensionierte Strassen, die kaum befahren sind, findet man in China in der Nähe von grossen Städten relativ oft. Der Staat sorgt hier wohl schon für die zukünftigen Verkehrsaufkommen vor. Was gut für uns ist, dürfte für die alteingesessenen Anwohner vermutlich eher ein Problem darstellen. Alles, was im Weg ist, wird abgerissen und die Leute bestenfalls in anonyme Hochhaussiedlungen, die entlang der Einfallsstrassen entstehen, umgesiedelt. Wir freuen uns aber erst einmal über den strahlend blauen Himmel und haben um die 28 Grad. Leider bekommen wir auch einen Sonnenbrand. Am späten Nachmittag erreichen wir die Millionenstadt Nanning und checken in einem Hostel in der Innenstadt ein.